Die Zukunft der früheren Haupt- und heutige Werkrealschulen im Stadtgebiet Mosbach sind derzeit ein im Fokus befindliches Thema der Mosbacher Kommunalpolitik. In einer ersten Beschlussempfehlung der Stadtverwaltung war vorgesehen, die Müller-Guttenbrunn-Schule (MGS) mit der deutlich größeren Lohrtalschule unter einer gemeinsamen Schulleitung zusammenzuschalten. Somit wurden auch die in beiden Schulen enthaltenen Grundschulen in der Sache betroffen. Faktisch wäre die MGS damit eine Art Außenstelle der Lohrtalschule geworden, sehr wahrscheinlich unter deren aktueller Schulleitung.
Ein erster Versuch der Beschlussfassung, nachdem die Fraktionsvorsitzenden sich zuvor auf eine abweichende Lösung verständigt hatten, war wegen Absetzung von der Tagesordnung einer Gemeinderatssitzung durch Oberbürgermeister Michael Jann gescheitet. Jann entsprach damit (aus welchem Grund auch immer!), einem schriftlich geäußerten Wunsch des geschäftsführenden Schulleiters der Mosbacher Schulen, Marco Schirk. Dieser hatte sich in seinem Schreiben vehement gegen von der Kommunalpolitik beabsichtigte Änderungen an der (ursprünglichen) Beratungsvorlage der Stadtverwaltung gewandt. Letztere war von einer Art Fachkommission entwickelt worden, an der Schirk (zumindest dem Anschein seines Briefes nach) maßgeblich mit dem Ziel einer Fusion der beiden Schulen mitwirkte.
Sachlage
Die Müller-Guttenbrunn-Schule (MGS) im Masseldorn wird bisher als Grund- und Werkrealschule geführt. Daneben gibt es eine weitere Grund- und Werkrealschule in Mosbach mit dem Namen Lohrtalschule, gelegen im Lohrtal nahe den Kreiskliniken. Die MGS bekam zuletzt nicht mehr ausreichend Anmeldungen für die Eingangsklassen ihres Werkrealschulangebots und daher den sog. „blauen Brief“ der Schulbehörde. Die Lohrtalschule hingegen bekam mehr Anmeldungen, als dort Raumkapazität zur Verfügung steht (gerechnet mit „Rückläufern“ von höheren Schularten höherer Klassenstufen).
Das „H-Konzept“
Ein Lösungsansatz, konzipiert von Vertretern der SPD-Stadtratsfraktion im Ausschuss für Bildung, Kultur, Sport und Tourismus (BKST) des Mosbacher Gemeinderats
Die MGS gibt die Abteilung Werkrealschule vollständig auf und bleibt als eigenständige Grundschule bestehen.
Die Eigenständigkeit bedeutet hier im Wesentlichen den Erhalt einer eigenen Schulleitung und eines eigenen Elternbeirats. Gleichzeitig wird die Identifikation des Wohngebiets Masseldorn mit der „eigenen“ Schule unter ihrem traditionsreichen, auf den donauschwäbischen Gelehrten Müller-Guttenbrunn zurückgehenden Namen gewahrt.
Ihr Schulleiter bleibt als vollverantwortlicher Ansprechpartner vor Ort, der nicht etwa als lediglich Konrektor stetig Rücksprache mit einem Schulleiter an anderem Standort einer zusammengeschalteten Grund- und Werkrealschule Mosbach treffen muss. Ebenso hat ein vollverantwortlicher Schulleiter mehr Zeit für Leitungsaufgaben zur Verfügung, die den Schülern und der Schulgemeinschaft zugute kommen.
Das Raumproblem der Lohrtalschule als zukünftig einzige Werkrealschule im Stadtgebiet, wird durch die Einrichtung von Außenklassen ausgelagerte Klassen (Berichtigung 25.07.2019: Der Begriff „Außenklassen“ wird in Baden-Württmberg anders als die Bezeichnung im Wortlaut beinhaltet nur bei Inklusionsklassen verwendet. Das war mir bisher nicht bekannt und selbstredend nicht gemeint. Gemeint waren einfach gewöhnliche Schulklassen oder Kurse, die nicht im eigentlichen Schulhaus ihrer Schule unterrichtet werden – allerdings auch keine begriffliche Außenstelle, die eine eigene Schulverwaltung vor Ort hätte) im Schulhaus der MGS behoben. Die Lehrkräfte der Lohrtalschule, welche die Gastschüler im Gebäude der MGS unterrichten, können das Lehrerzimmer des dortigen Kollegiums der MGS mitbenutzen. Alternativ kann auch ein gesondertes Gast-Lehrerzimmer eingerichtet werden.
Eine Werkrealschule an zwei unterschiedlichen Unterrichtsorten erscheint zwar nicht als optimal, würde aber auch bei einer Fusion beider Schulen nicht zu vermeiden sein, soweit man auf einen Anbau an der Lohrtalschule verzichten und die vorhandenen Räume in dem erst vor wenigen Jahren aufwendig renovierten MGS-Schulhaus im Masseldorn auslasten will.
Mehrkosten im Vergleich zu einer Fusion entstehen dadurch für die Stadt Mosbach nicht. Ohnehin werden die Lehrer- und Schulleiterbezüge durch das Land bezahlt. Vom zuständigen Schulamt wurden hier im konkreten Fall keinerlei Bedenken vorgetragen.