„Lockdowns“ im Spätjahr wurden verpfuscht!

Nach meiner Überzeugung hätte Deutschland weniger COVID19-Todesfälle haben können, wenn die Politik im Spätjahr schneller und entschiedener gehandelt hätte. Es ist letztlich auch ein Problem des Förderalismus. Der anfängliche „LockDown-Light“ oder „Wellenbrecher-Lockdown“ hat nicht nur viel zu lange auf sich warten lassen, nachdem die steigenden Infektionszahlen zutage traten, sondern gestaltete sich viel zu schwammig!

Die Schulen wurde nach den Sommerferien wieder vom rollierenden System mit Fernunterricht auf Regelbetrieb ohne Abstände und ohne Masken umgestellt. Letztere mussten dann plötzlich als Behelfsmittel wieder aufgesetzt werden, ohne dass es einen merklichen Nutzen gebracht hätte, sondern den Unterricht in weiten Teilen zur Zumutung werden ließ. Es ging nicht wirklich um das „Recht auf Bildung“, sondern um die kostengünstige Betreuung der Kinder berufstätiger Eltern, damit die Betriebe einigermaßen reibungslos weiterlaufen konnten.

Einen gewissen Effekt mögen zwar selbst die getroffenen Maßnehmen auf die Statistik gehabt haben, aber dass diese niemals ausreichen konnte, war bei realistischer Betrachtung schon von vornherein klar. Während der erste Lockdown im Frühjahr noch sehr gut organisiert und umgesetzt war, hat man im Spätjahr seitens der Politik unglaublich viel verpfuscht.

Wenn man schon im Sommer mehr Einschränkungen beibehalten und entsprechend durchgegriffen hätte, wäre der Schlendrian in der Bevölkerung mutmaßlich gar nicht so sehr eingekehrt. Unmittelbar mit der Erkennung steigender Infektionszahlen wäre dann zu beginnen gewesen, die Restriktionen merklich anzuziehen. Und sobald zu merken gewesen wäre, dass es nicht mehr ausreicht, hätte sofort ein echter Lockdown – wie etwa in Österreich, Italien, Spanien oder Frankreich gesehen – sofort her gemusst!

Es erscheint mir durchaus wahrscheinlich, dass bei schnellem Handeln auch ein wesentlich kürzerer Zeitraum mit massiven Einschränkungen hätte genügen können, um das Virus so zurückzudrängen, dass das Gesundheitssystem nicht in Gefahr der Überlastung gekommen wäre. Viele Menschen, die zwischenzeitlich am neuartigen Corona-Virus verstorben sind, könnten noch leben!

Es nutzt aber natürlich alle Bemühung nicht genug, wenn für nahezu jeden Wirtschaftsbereich irgendeine Ausnahme oder Sonderregel geschaffen wird. Die einfachen Gastronomiebetriebe, die nicht Bars, Discos oder Clubs sind, wären noch das geringste Problem gewesen, weil dort aller Wahrscheinlichkeit nach relativ wenig Infektionsgeschehen stattgefunden hat. Sie hat man aber gleich zuerst geschlossen. Eine Reihe von Einrichtungen wurden trotz hohen Risikofaktors ob ihrer zumeist älteren Klientel als „systemrelevant“ oder wegen besonderen Grundrechtsschutzes ausgenommen, während Kulturschaffende über Monate ohne Erträge blieben und viele davon für die Zukunft, trotz aller staatlicher Hilfsgelder, kaum noch überlebensfähig sind. Sie hielten quasi als Bauernopfer her.

Monetäre Wirtschaftsinteressen wurden bisweilen über den Gesundheitsschutz gestellt. Die Folge ist, dass nun Mitte Dezember 2020 fast jeden Tag etwa so viele Menschen an COVID-19 sterben, als würde täglich ein Jumbo-Jet in Deutschland abstürzen.

Und auch beim jetzigen, sog. „Knallhart-Lockdown“ rund um Weihnachten, wurde kräftig weiter gepfuscht – zumindest in Baden-Württemberg! Es sind wieder eine ganze Reihe von Ausnahmeregelungen quasi in letzter Minute in die Corona-Verordnung aufgenommen worden, womit sie aufgeweicht hinter Bayern zurückbleibt. Die Verkündung der Verordnungsänderung erfolgte erst zu später Stunde dienstags kurz vor Mitternacht, wo nach Vereinbarung im Zuge des Bund-Länder-Treffens eine Geltung ab dem darauffolgenden Mittwoch vereinbart war.  Man kann nur hoffen, dass der jetzige Lockdown trotz dieser Schwächen zumindest deutlich mehr Wirkung zeigt als der vorherige „LockDown-Light“ im November.

Weihnachten darf nicht zum „Super-Spreader-Event“ werden (!) – das Risiko dafür ist aber sehr groß, weil viele Familienbesuche gerade bei älteren Menschen stattfinden. Letztlich kommt es also entscheidend auf die Vernunft von jedem und jeder Einzelnen an, die Sicherheit über die Feiertagsfreuden zu stellen!